Ein Bild wie ein Actionfilm: Tizians „Der Bravo“

Ein rotes Gewand. Ein versteckter Dolch. Ein Blick, der tötet. Im Saal 8 der Gemäldegalerie des Kunsthistorischen Museums in Wien stehen wir direkt vor Tizians „Der Bravo“. Daniel Uchtmann, erklärt uns die Szene: Zwei Männer, gefangen in einem Moment voller Spannung. Der eine trägt einen Kranz aus Weinblättern, sein Gesicht verrät Irritation. Der andere, der Angreifer, hat sich in Rüstung geworfen, bereit für den Kampf.

Tizian, der große venezianische Renaissancemaler, fängt hier einen Augenblick ein, der vor Energie vibriert. Es ist, als ob die Zeit selbst in diesem Bild den Atem anhält. Der Mann im blauen Gewand ahnt die Bedrohung, seine Hand greift nach dem Degen an seiner Seite. Doch er ist im Nachteil. Der Angreifer hat nicht nur die Überraschung auf seiner Seite, sondern auch den Vorteil der Nähe. Der Dolch, die Kurzwaffe, die für den Nahkampf gemacht ist, wartet nur darauf, eingesetzt zu werden.

Das Gemälde ist klein, aber es zieht uns hinein. Wir fühlen uns fast, als könnten wir die Hand ausstrecken und den Verlauf der Dinge ändern. Doch das ist natürlich unmöglich. Tizian hat es so gemalt, dass unsere Vorstellungskraft den Rest erledigt. Wir wissen nicht, wie der Kampf ausgehen wird. Diese Ungewissheit, diese Spannung – das ist es, was das Bild so faszinierend macht. Es ist, als ob wir einen alten Actionfilm sehen, nur dass dieser Film nie enden wird. Die Sympathien sind klar verteilt, und dennoch bleibt das Ergebnis offen.

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