Ein melancholisches Selbstporträt in der Hermesvilla

Eine Statue wie aus einem alten Horrorfilm. In der Hermesvilla, einst Altersresidenz für Kaiserin Elisabeth, steht sie im Schlafzimmer. Ihr Name ist Programm: Melancholia. Eine Frauenfigur aus bronziertem Gips, die mit gesenktem Kopf und einem Olivenzweig in der Hand das Eck des Raumes beherrscht. Ein Symbol für den Tod, ein Ausdruck innerer Traurigkeit.

Kaiserin Sisi, so erzählt man sich, hat diese Statue selbst erworben. Vielleicht als Spiegel ihrer eigenen Seele, denn die Kaiserin war bekanntlich nicht glücklich. Sie zog es vor, in einem schmalen Eisenbett an der Fensterwand zu schlafen, die Fenster weit geöffnet, kalte Nachtluft um sich – ganz nach der damaligen Idee, dadurch den Alterungsprozess zu verlangsamen.

Das riesige Bett aus der Zeit Maria Theresias, das im Raum steht, lehnte sie ab. Zu sehr erinnerte es sie an die Habsburger, von denen sie sich entfremdet fühlte. Sie wollte nicht gesehen werden, verschwand durch eine geheime Wendeltreppe, die sie ungesehen aus dem Haus führte. Und so blieb sie unsichtbar, auch für die Nachwelt, die keine Bilder von ihr nach ihrem 35. Lebensjahr kennt.

Die Statue Melancholia, gefertigt von Antonio Chiattone, einem Bildhauer, der sonst Grabfiguren schuf, war wohl nicht nur Dekoration. Sie war ein stummer Zeuge von Sisis innerem Kampf und ihrem Versuch, sich selbst zu verstehen. Eine Inszenierung, die an die extravaganten Beleuchtungstricks ihres Großcousins Ludwig II. von Bayern erinnert. Die Kaiserin liebte solche Spielereien, die das Banale in etwas Geheimnisvolles verwandelten.

In der Hermesvilla bleibt die Statue stehen, ein ständiges Abbild der melancholischen Kaiserin, die sich dem Kaiserhof entzog und in der Dunkelheit ihrer Gedanken lebte.

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