
Der Weihnachtsbaum von Fanny von Arnstein

Ob skurril, berührend, bedeutend oder einfach kurios – Im Museum erzählt die Geschichten hinter Ausstellungsstücken aus Museen in ganz Österreich und darüber hinaus. Wir sprechen mit Kurator:innen, Forscher:innen, Sammler:innen – und manchmal direkt mit den Objekten selbst.
Mal geht es um Arbeitshosen, Bidets, Orakelfragen oder Haifischzähne. Mal um große Namen und kunsthistorische Meisterwerke. Dabei sind unsere Formate sind so vielfältig wie die Museen selbst:
🎧 Objekte – kurze Episoden mit einem klaren Fokus auf ein einzelnes Ausstellungsstück
🎧 Im Museum mit… – persönliche Rundgänge mit spannenden Menschen durch ein Museum
🎧 Reportagen & Features – tiefere Einblicke in Ausstellungen, Themenwochen und Institutionen
Im Museum bringt Kunst, Kultur und Geschichte dorthin, wo du gerade bist – auf dem Sofa, in der U-Bahn oder beim Spazierengehen.
Dein Museum für die Ohren. #museum #kunst #geschichte #kultur #immuseum
www.immuseum.at | www.instagram.com/immuseum.podcast
In dieser Folge erzählt euch Hannah Landsmann im Jüdischen Museum Wien, was die Salonière
Fanny von Arnstein von Berlin nach Wien importiert hat. Spoiler: Es hat mit Weihnachten zu tun 😉
Im Museum auf Instagram: https://www.instagram.com/immuseum.podcast/
Im Museum im Web: https://www.immuseum.at/
Schöne Weihnachten!

Der Weihnachtsbaum – heute untrennbar mit der Weihnachtszeit verbunden – hat eine erstaunliche Geschichte. Wer jetzt an verschneite Dörfer oder gemütliche Bauernstuben denkt, liegt falsch. Sein Weg nach Wien führte nicht durch ländliche Idylle, sondern über die glanzvollen Salons der Stadt. Und eine Frau namens Fanny von Arnstein stand dabei im Zentrum des Geschehens.
Eine Berliner Jüdin bringt den Baum nach Wien
Fanny von Arnstein, gebürtige Berlinerin, heiratete 1776 den Wiener Bankier Nathan Arnstein und machte sich schnell einen Namen in der Wiener Gesellschaft. Ihr Palais am Hohen Markt wurde zum Treffpunkt der kulturellen Elite – und Schauplatz eines besonderen Ereignisses: Am 26. Dezember 1814, während des Wiener Kongresses, veranstaltete sie eine Feier, die als die erste dokumentierte Weihnachtsbaumfeier Wiens gilt.
Das Fest war eine Sensation. Staatskanzler Hardenberg und Fürst Radziwill gehörten zu den Gästen, ebenso wie andere illustre Persönlichkeiten des Kongresses. Es wurde gesungen, gelacht und natürlich Geschenke verteilt – direkt vom Weihnachtsbaum, ganz nach Berliner Vorbild. Selbst die Geheimpolizei Metternichs beobachtete neugierig die „ungewöhnlichen Bräuche“ und hinterließ damit die erste schriftliche Erwähnung eines Weihnachtsbaums in Wien.
Vom Salon ins Herz der Weihnachtstradition
Fanny von Arnstein brachte den Weihnachtsbaum nicht nur in die Wiener Salons, sondern prägte damit auch eine Tradition, die später in der gesamten Stadt – und schließlich im ganzen Land – Verbreitung fand. Interessanterweise begann der Baum, der heute als Inbegriff der österreichischen Weihnacht gilt, seinen Siegeszug in den Häusern jüdischer und protestantischer Familien. Der katholischen Kirche galt er zunächst als exotisch – fast verdächtig.
Doch Fanny ließ sich davon nicht beeindrucken. Ihre Salons waren bekannt für Offenheit und Innovation. Der Weihnachtsbaum wurde so zum Symbol für kulturellen Austausch und die Verknüpfung von Traditionen über religiöse und gesellschaftliche Grenzen hinweg.
Heute mag der Weihnachtsbaum ein vertrauter Anblick sein, doch seine Ursprünge in den Wiener Salons des frühen 19. Jahrhunderts sind eine Erinnerung daran, wie eng Traditionen mit individuellen Geschichten verwoben sind. Fanny von Arnstein hat nicht nur eine Berliner Idee nach Wien gebracht, sondern einen kulturellen Funken entzündet, der bis heute leuchtet – in jedem geschmückten Baum, der uns zur Weihnachtszeit begegnet.